Ein Bild sagt mehr als tausend Worte und ist oft auch wesentlich mehr wert, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Seit der Finanzkrise sind Kunstobjekte immer mehr in den Fokus von Investoren gerückt. Doch wie schwer ist es den wa(h)ren Wert von Kunst zu beurteilen? Welche Werke halten tatsächlich ihren Wert? Und wovon sollte man lieber die Finger lassen? Petra Eibel, Leiterin der UNIQA Kunstversicherungssparte, gab Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Hat die Bedeutung von Kunst seit der Finanzkrise zugenommen?
Kunst gilt zunehmend als sicheres Investment. Dies spiegelt auch die Preisentwicklung – vor allem für Spitzenwerke – auf dem internationalen Auktionsmarkt wider. Exzellente Marktkenntnisse und entsprechende Erfahrung sind aber eine Grundvoraussetzung, um als „Kunstinvestor“ tätig zu werden.
Wie schwierig ist es den wa(h)ren Wert von Kunst herauszufinden und letztlich für die Kunstversicherung festzustellen?
Man orientiert sich hier vor allem an den aktuellen Auktionsergebnissen für vergleichbare Werke (eines Künstlers). Unter Berücksichtigung regionaler Gegebenheiten lässt sich so der Wert relativ exakt ermitteln. Aber natürlich gibt es auch unerwartete Preisentwicklungen, wie so manches, die Fachwelt überraschendes Auktionsergebnis schon gezeigt hat.
Wie hoch ist der durchschnittliche Wert der Kunst den Kunden bei Ihnen versichern lassen?
Der liegt im Schnitt bei ca. 400.000 Euro.
Wer zählt zu Ihren Kunden?
Es gibt im Kunstbereich drei Zielgruppen, für die wir jeweils individuell zugeschnittene Kunstversicherungen anbieten:
- Private Sammler: Kunstpolizzen mit Spezialdeckung
- Händler: wenn Kunst zum Verkauf steht
- Museen: meistens handelt es sich hier um Museen, die Leihgaben ausstellen
Worin bestehen die Unterschiede zu einer herkömmlichen Haushaltsversicherung?
Eine Kunstversicherung ist ein sehr spezielles Produkt, das den Vorteil einer All-Risk-Deckung bietet. Bei der Kunstversicherung arbeitet man von vornherein mit Kunstexperten und vereinbarten Werten, die auch regelmäßig angepasst werden. Haushaltsversicherungen sind Standardprodukte. Bei einer Haushaltsversicherung muss der Wert im Schadensfall nachgewiesen werden. Das ist oft schwierig, wenn die Werte zuvor nicht von ausreichend dokumentiert wurden und Fotos fehlen. Das erschwert dann die nachträgliche Wertermittlung.
Wann raten Sie Kunden zum Abschluss einer eigenen Kunstversicherung?
Privatsammlern raten wir ab einem Sammlungs-Gesamtwert von ca. 100.000 Euro zu einer eigenen Kunstversicherung. Jedoch können auch einzelne Werke mit Werten, die unter dieser Gesamtsumme liegen, bereits speziell versichert werden.
Wie hoch fällt die jährliche Prämie im Schnitt aus?
„Kunst und Leidenschaft“ für Privatpersonen: Kostet zwischen 1 und 3,5 Promille des Versicherungs¬wertes. Bei privaten Sammlungen hängt die Prämie auch davon ab, wie gut die Werte gesichert sind zum Beispiel durch eine Alarmanlage.
Können Sie die Unterschiede der einzelnen Polizzen für ihre speziellen Zielgruppen erklären?
Prämien für Museen und Händler: Der Prämiensatz für das Transport- und Ausstellungsrisiko bemisst sich an verschiedenen Faktoren, u.a. den Sicherheits-vorkehrungen vor Ort, der Höhe der Gesamtversicherungssumme; ebenso, ob es sich um „bruchgefährdete“ oder „nicht bruchgefährdete“ Objekte handelt, der Ausstellungsdauer, des Transportweges, etc.. Die Prämie wird gesondert berechnet.
„Kunst und Leidenschaft“ (Kunstversicherung für Privathaushalte): Bei Kunstversicherungen gibt es nicht die klassische Standard-Polizze sondern für jeden Kunden maßgeschneiderte Lösungen. Wir arbeiten generell mit All-Risk-Deckungen, das heißt es sind alle Gefahren versichert – bis auf jene, die explizit als Ausschluss definiert sind. Als Faustregel gilt, dass alle Schäden die plötzlich entstehen gedeckt sind und alle Schäden, die allmählich auftreten nicht im Deckungsumfang inkludiert sind.
Beispiel: Ein Barockstuhl wird täglich benützt. Der Stoff reibt sich nach einigen Jahren durch das Auf- und Niedersetzten ab. Die Abnützung durch das Sitzen ist nicht im Deckungsumfang der Kunstversicherung inkludiert.
Während Schäden die durch Naturkatastrophen, einen Einbruch, Feuer- oder Wasserschäden, durch persönliches Missgeschick oder unsachgemäßes Hantieren entstehen, gedeckt sind z.B. die Putzfrau ist unachtsam und fegt beim Abstauben eine antike Vase vom Regal.
Bevor ein Kunstobjekt versichert werden kann, wird von uns gemeinsam mit dem Kunden der Wert für das Objekt festgesetzt („vereinbart“). In der Regel handelt es dabei um den Marktwert. Für einen Kunststammler ist es von außerordentlicher Bedeutung, dass sein Versicherungspartner nicht nur Versicherungsexperte, sondern auch Kunstkenner ist, der das Verständnis für die Leidenschaft und das Engagement von Kunststammlern mitbringt – und auch die in diesem Geschäft unerlässliche Diskretion.
Eine Transportversicherung kann man als Ergänzung dazu nehmen. Dann sind die Kunstwerke auch versichert wenn sie verkauft werden, beim Restorator sind usw.
Kunstversicherungen für Museen: Hier arbeiten wir ebenfalls mit All-Risk-Deckungen. In der Fachsprache sagt man auch „Nagel / Nagel“-Deckung, d.h. der Versicherungsschutz erstreckt sich von dem Zeitpunkt, wo das Bild abgehängt wird und endet, wenn das Bild wieder aufgehängt wird.